THE NORTH DRIFT - Plastik in Strömen (2022)

Die Tatsache, dass Müll nicht in die Natur gehört, ist uns allen bekannt. Was passiert jedoch mit all dem Müll und vor allem Plastik, wenn es erst einmal in der Natur - genauer gesagt in Flüssen und später im Meer - landet?

Dieser Frage ist Filmemacher Steffen Krones (auch bekannt als LAX) aus Dresden auf den Grund gegangen. Sein Dokumentarfilm The North Drift beschäftigt sich mit dem Weg von Plastikmüll - von Dresden bis zu den Lofoten. Er baut Bojen, sogenannte Drifter, die er auf dem Weg in deutsche sowie internationale Gewässer verfolgt. Der Filmemacher nutzt dieses Projekt, um zusammen mit Wissenschaftler:innen (wie u.a. Dr. Rosanna Schöneich-Argent und Dr. Lars Gutow), Vereinen und Meeresschützer:innen über die Dringlichkeit des Themas Plastik im Meer zu informieren und zu sensibilisieren.

Hamburger Filmpremiere

Wir waren bei der Hamburger Filmpremiere im Zeise-Kino, um uns einen eigenen Eindruck des Films The North Drift zu machen.
Der Film war geprägt durch beeindruckende Naturaufnahmen. Es war merklich, dass die Schönheit des Meeres eine zentrale Bedeutung im Film gespielt hat. So haben die gezeigten Bilder von Fjorden, Meerestieren und unterschiedliche Aufnahmen von Meer dem Film eine gewissen Ruhe verliehen.

Der Film zeigt ein Forschungsprojekt, welches in der Nachbesprechung zum Film passend als citizen science bezeichnet wurde. Steffen Krones verbindet sein eigenes Projekt hierbei mit aktuellen Erkenntnissen und Forschungen der Wissenschaft, die ebenfalls immer wieder Teil des Films ist.

Auch wenn das Thema des Films ein tragisches ist, welches einem als Zuschauer:in nachdenklich den Kinosessel verlassen lässt, haben amüsante lustige Szenen den Film begleitet. Der Dokumentarfilm zeigt lange Freundschaften und solche, die während seines Forschungsprojektes entstehen.

Besonders gefreut haben wir uns außerdem, als unerwarteterweise sowohl Dr. Rosanna Schöneich-Agent als auch Dr. Lars Gutow im Film vorkamen. Dr. Rosanna Schöneich-Agent war bereits bei einem unserer Deep-Dive Filmabende als Expertin im Nachgang an einen Film dabei und Dr. Lars Gutow ist einer der fünf Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats des SALZWASSER e.V.

Das Thema Meeresverschmutzung - Plastik im Meer

Die Ozeane werden seit Jahrzehnten durch den Menschen geschädigt. Schwermetalle werden ins Meer geleitet, Küstenlebensräume zerstört und Fischbestände übermäßig verringert. 

Hinzu kommt eine weitere Schädigung durch Plastikmüll im Meer. Jede Minute gelangt eine Müllwagenladung in unsere Ozeane (Ellen MacArthur Foundation). Wir produzieren jedes Jahr 400 Millionen Tonnen Kunststoffe mit einer steigenden Tendenz. Mikroplastik lässt sich schon längst auch im Abwasser finden. 

Die Entdeckung des „Great Pacific Garbage Patch“ von Charles Moore im Jahr 1997 rüttelt die Öffentlichkeit langsam wach. Im Zuge des Funds von Moore machten sich Forscher:innen gezielt auf die Suche nach Müllstrudeln und entdeckten vier weitere im Pazifik, im Atlantik und im Indischen Ozean.

Der Plastikmüll sammelt sich nicht nur in großen Strudeln, die schon als der achte Kontinent bezeichnet werden, sondern lassen sich an den entlegensten Orten finden. Auch Tiere sind vom Plastikmüll bedroht. Wale, Robben und Seehunde verfangen sich in Geisternetzen, die auf See verloren gehen oder einfach hinterlassen werden. Kleinerer Plastikmüll wie Einwegplastik beispielsweise in Form von Strohhalmen wird für Vögel oder Meeresschildkröten zur tödlichen Gefahr. Häufig verwechseln sie die Plastikteilchen mit Nahrung. Im Verdauungstrakt sammelt sich das Plastik und die Tiere können schlussendlich keine Nahrung mehr aufnehmen. 

Der Plastikmüll findet seinen Weg über Winde und Flüsse ins Meer. Besonders in asiatischen Ländern gelangt der Plastikmüll in großen Mengen ins Meer. Der Plastikmüll stammt aber größtenteils nicht aus diesen Ländern. Müllimporte aus der EU und Deutschland als drittgrößter Plastikmüll-Exporteur tragen zu einem großen Teil der Verschmutzung der Ozeane bei. Aber wie auch im Film The North Drift zu sehen ist, erreicht der Müll, den wir verursachen, sogar die entlegensten Erdflecken - die Lofoten in Norwegen.

Cleanups, Aufklärung und Bildung

In der Bevölkerung wird Plastikmüll in den Meeren zunehmend als Problem wahrgenommen. Zur Vermeidung von Plastik in den Ozeanen werden verschiedene Ansätze verfolgt. Das Fischen nach Plastik könnte man als eine Symptom-Behandlung interpretieren, so wird an Projekten wie „The Ocean Cleanup“ auch Kritik geübt, da sie selbst viele Ressourcen verbrauchen (Frietsch 2022). Cleanups fokussieren sich zunehmend auf Flüsse, um so zu verhindern, dass der Plastikmüll ins Meer gelangt. So tut es auch der Hamburger Verein oclean, der ebenfalls im Film mitwirkt.

Doch was nützen cleanups, wenn sie die Ursachen der Probleme nicht angehen? Für viele Menschen stellt ein cleanup einen ersten Berührungspunkt mit der Problematik Müll im Meer dar. Solche aktiven gemeinsamen Aktionen können sehr gut genutzt werden, um für das Thema in einem ersten Schritt zu sensibilisieren. Menschen wollen zudem einen direkten Einfluss auf etwas haben, am besten sogar einen sichtbaren. Bei einem cleanup können sie diesen Einfluss im Ergebnis eines bereinigten Stücks Natur direkt nach ihrer Aktion spüren.

Aufklärung und Bildung nimmt auch bei diesem Thema eine zentrale Rolle ein. So entwickelt Frau Dr. Rosanna Schöneich-Argent u. a. eine Meeresmüll-Forscher:innen-Box, die unterschiedliche Zielgruppen von der Grundschule bis zur Sekundarstufe II ansprechen soll, um ihnen Einblicke in die Problematik geben zu können (ICBM 2020). Das Thema ist auch in unserer Bildungsarbeit des SALZWASSER e.V. von Anfang an ein wichtiger Baustein. Von der Bewusstseinsschaffung, welche Gegenstände, die wir täglich nutzen eigentlich aus Plastik sind, über den Weg, den Plastik von unserem Zuhause bis ins Meer zurücklegt, bis hin zu Tipps zur Reduzierung und Vermeidung von Plastikmüll oder dem sinnvollen Upcycling ist alles in unseren interaktiven Bildungsformaten dabei. Hierbei setzen sich die Kinder und Jugendlichen mit vereinfachten wissenschaftlichen Erkenntnissen, aber ohne Überwältigungen mit Problematiken von Heute und der Zukunft auseinandersetzen.

Was wurde bereits in Gang gesetzt?

Die EU hat bereits Einwegplastik wie Einmalbesteck oder Wattestäbchen verboten und eine Ausweitung der Pfandpflicht beschlossen. Allerdings wird weiterhin zu viel Plastikmüll in Deutschland erzeugt sowie aus Deutschland exportiert. Bildungsangebote wie der Müllkoffer können das Verständnis der Problematik weiter in die breite Öffentlichkeit bringen.

Was wir zum Abschluss festhalten

Wir glauben, dass vor allem der Austausch über solche Thematiken, wie Meeresverschmutzung und Plastik im Meer, eine Veränderung und Bewusstseinsschaffung anstoßen kann. Und so stellt in unseren Augen auch dieser Film eine Form von Austausch dar.

Hier geht’s zum Film: https://thenorthdrift.com

Quellen 

ICBM 2020. https://uol.de/icbm/icbm-aktuelles/artikel/icbm-muellkoffer-wird-zur-meeresmuell-forscher-box-4657

World Ocean Review 2015

Hintergrund 2022. https://www.greenpeace.de/biodiversitaet/meere/meeresschutz/plastik-meer

Martina Frietsc 2022. https://www.planet-wissen.de/technik/werkstoffe/kunststoff/plastik-im-meer-106.html

https://thenorthdrift.com

https://www.steffenkrones.com

https://festival.filmefuerdieerde.org/film/thenorthdrift/

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Sommercamp in Otterndorf mit Sharkproject