Auf Kurs Richtung BBNJ-Abkommen: Ein globaler Schritt zu einer nachhaltigen Meerespolitik

Die Weltmeere sind eine lebenswichtige Ressource, die unzähligen gesellschaftlichen Gruppen Nahrung, Lebensunterhalt und ökologische Stabilität bieten. Der zunehmende Druck auf die weltweiten Ozeane durch Überfischung, Lebensraumzerstörung, Klimawandel und Meeresverschmutzung bedroht jedoch das empfindliche Gleichgewicht der marinen Ökosysteme. 

Um diese Herausforderungen zu meistern, haben die Vereinten Nationen bei der Konferenz zur Biodiversität Ende 2022 unter anderem beschlossen, 30 Prozent der Meere bis zum Jahr 2030 als Schutzgebiete auszuweisen. Daran anknüpfend haben sie die Notwendigkeit eines globalen, rechtlichen Rahmens für den Meeresschutz nicht nur erkannt, sondern ein historisches Unterfangen in Angriff genommen: die Ausarbeitung eines rechtsverbindlichen Übereinkommens zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt der Meere in Gebieten außerhalb der nationalen Gerichtsbarkeit (BBNJ). Seit dem 19. Juni 2023 ist das nun auch formell beschlossen.

Was das UN-Abkommen zum Meeresschutz genau ist, welche Ziele dieses Abkommen verfolgt und was das Ganze nutzen soll, darum geht es hier. 

💡 Biodiversity beyond national jurisdiction, BBNJ

Die Vereinten Nationen verhandeln seit 2018 über ein neues globales Abkommen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Meeresbiodiversität. Es sollen allgemeine Natur- und Umweltschutzregeln für die Hohe See festgelegt werden. Bisher fanden vier Verhandlungsrunden statt, die letzte im März 2022. Das Ziel ist ein verbindliches UN-Umsetzungsabkommen unter dem Seerechtsübereinkommen.

Zum Verständnis des BBNJ-Abkommens

Mit dem BBNJ-Abkommen zum Meeresschutz sollen die rechtlichen Lücken im internationalen Rahmen geschlossen werden, der sich auf die Verwaltung von Meeresgebieten innerhalb der nationalen Gerichtsbarkeit konzentriert. Dieser rechtliche Rahmen bestimmt bspw. wie viel und was gefischt werden darf und welche Zonen wirtschaftlich oder zu Forschungszwecken genutzt werden dürfen. So gibt es viele Gebiete, die als Hohe See bezeichnet werden und außerhalb der nationalen Gerichtsbarkeit liegen, d.h. sie sind keinem Staat zugeordnet.

Diese Gebiete machen fast zwei Drittel der Weltmeere aus und beherbergen eine Vielzahl einzigartiger und gefährdeter Arten und Ökosysteme. Mit dem Abkommen zum Meeresschutz wird nun eine umfassende Regelung geschaffen, die den Erhalt und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt des Meeres in diesen Gebieten gewährleistet.

Die Hauptziele des BBNJ-Übereinkommens sind:

  1. Erhalt und nachhaltige Nutzung: Das Abkommen zielt darauf ab, die biologische Vielfalt der Meere zu erhalten. Das schließt empfindliche marine Ökosysteme und ökologisch oder biologisch wichtige Gebiete ein. Es fördert die nachhaltige Nutzung der genetischen Ressourcen der Ozeane, um sicherzustellen, dass auch künftige Generationen vom biologischen Reichtum profitieren können.

  2. Umweltverträglichkeitsprüfungen: Das BBNJ-Übereinkommen fördert die Entwicklung und Durchführung von Umweltverträglichkeitsprüfungen für menschliche Aktivitäten (bspw. Fischerei oder Forschung) in Gebieten außerhalb der nationalen Gerichtsbarkeit. Dies soll eine fundiertere Entscheidungsfindung ermöglichen und die negativen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt der Meere minimieren.

  3. Gebietsbezogene Managementinstrumente: Eine der wichtigsten Bestimmungen des Abkommens ist die Einrichtung von gebietsbezogenen Managementinstrumenten wie Meeresschutzgebieten und Meeresreservaten. Diese Instrumente sollen genutzt werden, um kritische Lebensräume, Migrationsrouten von Meeresbewohnern und Laichgebiete zu schützen und so die Gesundheit und Widerstandsfähigkeit der Meeresökosysteme insgesamt zu verbessern.

  4. Kapazitätsaufbau und Technologietransfer: In Anerkennung des Bedarfs an verbesserten Kapazitäten und Technologien zur wirksamen Umsetzung des Abkommens wird der Transfer von Meerestechnologie und Wissen an sogenannte Entwicklungsländer gefördert. Diese Zusammenarbeit soll ihre Fähigkeit stärken, die biologische Vielfalt der Meere zu erhalten und nachhaltig zu bewirtschaften.

SALZWASSER e.V. - Gemeinsam für den Erhalt der marinen Wunder
c: Ocean Image Bank/ Carlos Diaz

Die potenziellen Auswirkungen des BBNJ-Übereinkommens zum Meeresschutz

Das BBNJ-Übereinkommen birgt großes Potenzial für die Bewältigung der dringenden Herausforderungen, vor denen die Ozeane aufgrund der Auswirklungen unserer menschlichen Handlungen stehen. Dazu gehören:

  1. Stärkung der Global Governance: Durch die Schaffung eines verbindlichen Rahmens stärkt das Abkommen gemeinsame, internationale Entscheidungen und soll koordinierte Anstrengungen der Staaten zur Lösung grenzüberschreitender Probleme wie Überfischung koordinieren. Es fördert also die Zusammenarbeit, den Informationsaustausch und die kollektive Entscheidungsfindung für die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt der Meere.

  2. Schutz gefährdeter Ökosysteme: Das Abkommen erkennt die Bedeutung des Schutzes empfindlicher mariner Ökosysteme wie Tiefseekorallen und Hydrothermalquellen an. Durch die Einführung strenger Vorschriften und gebietsbezogener Bewirtschaftungsinstrumente bietet es einen Rettungsanker für diese empfindlichen Lebensräume, damit sie sich erholen und weiter natürlich entwickeln können. Indem wir uns für den Schutz der Meere einsetzen, tragen wir nicht nur zur Erhaltung der Biodiversität bei, sondern sichern auch die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen, die von den Meeren abhängig sind.

  3. Erhaltung der genetischen Ressourcen: Das BBNJ-Abkommen zum Meeresschutz erkennt die Bedeutung der genetischen Meeresressourcen für die wissenschaftliche Forschung und mögliche zukünftige Entdeckungen an. Es betont die faire und gerechte Aufteilung der Vorteile, die sich aus diesen Ressourcen ergeben, und stellt sicher, dass der Zugang nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit geregelt wird.

  4. Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel: Der Schwerpunkt des Abkommens auf die Erhaltung und nachhaltige Bewirtschaftung der Meere trägt zur Widerstandsfähigkeit der Ozeane angesichts des Klimawandels bei. Gesunde Ökosysteme können die Auswirkungen des Klimawandels besser auffangen und mildern.

Das BBNJ-Übereinkommen stellt einen Meilenstein im Bereich der globalen Meerespolitik dar. Sein umfassender Ansatz, der sich mit der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt der Meere in Gebieten der Hohen See befasst, ist entscheidend für die langfristige Gesundheit der Ozeane. Mit dem Abkommen wird Meeresschutz nun final in den Vordergrund gerückt. Kritiker:innen geht das zwar nicht weit genug, international und auch in Deutschland wird das Abkommen aber begrüßt und mit Wohlwollen unterstützt. 

Es ist ermutigend zu sehen, wie sich die internationale Gemeinschaft auf einen gemeinsamen Kurs hin zu einer nachhaltigen Meerespolitik begibt, die den Schutz der Meeresökosysteme und ihrer Artenvielfalt gewährleistet.

Ein nachhaltiges Bekenntnis - SALZWASSER e.V. setzt sich für den Meeresschutz ein
c: Ocean Image Bank/ Hannes Klostermann

Kritik am Abkommen zum Meeresschutz

Kritiker:innen des BBNJ-Abkommens bemängeln vor allem die Unklarheiten in den Definitionen und Leitlinien sowie die Herausforderungen bei der Umsetzung und Durchsetzung des Abkommens. Es wird auch kritisiert, dass es unzureichende Mechanismen für den Technologietransfer und den Kapazitätsaufbau gibt. Die Governance und Entscheidungsfindung werden als nicht ausreichend inklusiv für bspw. indigene Gruppen oder Meeresschutz Organisationen betrachtet. Zudem wird bemängelt, dass das Abkommen einen ziemlich begrenzten Anwendungsbereich hat und nicht alle dringenden Probleme der internationalen Gewässer anspricht. Schließlich wird die gerechte Verteilung der Vorteile und Nutzen als unzureichend behandelt.

Erhaltung der marinen Schönheit: SALZWASSER e.V. als Meeresschutz Organisation in Hamburg

SALZWASSER e.V. in Hamburg ist eine engagierte Meeresschutzorganisation, die sich leidenschaftlich für den Schutz mariner Ökosysteme einsetzt. Mit einer klaren Vision vor Augen setzt sich SALZWASSER e.V. dafür ein, dass die biologische Vielfalt in den Ozeanen langfristig bewahrt werden.

Als Teil dieser gemeinnützigen Organisation glauben wir fest daran, dass wir alle eine Verantwortung tragen, unseren wertvollen Lebensraum zu schützen. Aus diesem Grund engagieren wir uns aktiv in verschiedenen Projekten und Initiativen, die darauf abzielen, die einzigartige Vielfalt und Schönheit der Meereswelt zu erhalten.

Unser Ansatz beruht auf einer ganzheitlichen Betrachtung des Meeresschutzes. Wir setzen nicht nur auf konkrete Maßnahmen vor Ort, sondern auch auf die Aufklärung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Durch gezielte Informationskampagnen möchten wir die Menschen über die drängenden Probleme sowie Lösungen rund um Meeresschutz aufklären und unser Bewusstsein für die Bedeutung der Ozeane als Lebensgrundlage schärfen.

Der Meeresschutz ist von großer Bedeutung, um die fragile Schönheit und Vielfalt der Meeresökosysteme langfristig zu erhalten.

Als Meeresschutzorganisation liegt es uns am Herzen, einen nachhaltigen Umgang mit marinen Ressourcen zu fördern. Wir setzen uns für eine umweltfreundliche Fischerei ein, unterstützen den Ausbau von Meeresschutzgebieten und setzen uns gegen die Verschmutzung der Meere ein. Mit viel Einsatz und Engagement arbeiten wir daran, dass zukünftige Generationen in einer intakten und gesunden Meeresumwelt leben können.

Um zum Meeresschutz beizutragen, klicke einfach hier um mehr über SALZWASSER e.V. zu erfahren!

Quellen: 

https://news.un.org/en/story/2023/06/1137857

https://www.un.org/bbnj/

https://www.bmuv.de/themen/naturschutz-artenvielfalt/naturschutz-biologische-vielfalt/meeresschutz/un-abkommen-meeresnaturschutz

https://www.stiftung-meeresschutz.org/themen/schutzgebiete/un-vertrag-zum-schutz-der-hohen-see-bbnj-abkommen/

https://www.deutschlandfunk.de/meeresschutz-abkommen-hohe-see-vereinte-nationen-100.html


Wichtige Punkte im Überblick: https://www.instagram.com/p/CtrWupTx3dq/ 



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